Text von Ursula Buckelmann zum Ausstellungskatalog 1995

Es gibt eine Differenz von Bild und Wirklichkeit.

HELMA zielt auf die Innenwelt. Und dennoch – so paradox es ist – versagt sie sich oft die Mitteln, sie zu erreichen. Man macht in glaublich ansprechende Stellen, sie ihren Bildern eines freien malerischen Duktus aus, Stellen wunderschöner Farbmodulationen. Doch werden deren Bewegungen abgeblockt durch aufgelegte, z.T. eingeflochtene Zeichen aus einer geträumten Welt. Bislang, in HELMA’s früheren Bildern, war diese voller gepanzerter Schlangen eine glücklose Welt gen, in Brand gesetzt, voller Grabkreuze, getrockneter Blumen und nicht angelehnter Leiter. Jetzt, in den neuen spannungsvollen Bildern, spricht HELMA diskret und kultiviert von der Ahnung von Natürlichkeit und Wachstum und von der Utopie irdischen Glücks. Behutsam tritt sie aus dem Schatten des „Unvermeidlichen“. Als solches bezeichnete die Malerin Marie Laurencin, die Apollinaire „la Fauvette“ nannte, das Fehlen jeder Zukunft. Daß Melancholie und Einsamkeit sich abnutzen und abgestreift werden müssen, war für HELMA eine wichtige Erfahrung. Diese setzt sich im Bild als Bewegung fest, nistet sich ein. Die Bildlichkeit des Bildes reflektiert die Malerin neu und mit Skepsis. Darin wurzeln Zeichenreichtum und Vielgestalt der farblichen Nuancen, die freier Ausdruck des Wirklichen sind.

HELMA Petrick wurde 1940 in Berlin geboren. Erst mit 35 Jahren begann sie ihr künstlerisches Talent als Malerin wahrzunehmen.Anfangs nahm sie Einflüsse aus der naiven Kunst auf.Jetzt stellt sie das Spannungsfeld von Emblem und malerischer Geste ins Zentrum. Im Gegensatz zu der ihr verwandten Marie Laurencin verzichtet HELMA gänzlich auf Bildnisse. Kein Mensch. Nirgens.

„Der Morgen“, sagte Georgia O’Keefe, „ist die beste Zeit, keine Seele weit und breit. Meine menschenfreundliche Veranlagung liebt die Welt ohne Menschen.“

Ursula Bickelmann

Text aus dem Ausstellungskatalog „An der Baumgrenze“, Asperger Gallery